Dieses Gespräch zwischen mir als Hypno-Mentaltrainerin und einem Kunden, der seine Höhenangst loswerden will, ist frei erfunden und doch ganz realistisch:
"Um Ihre Angst zu verstehen und zu lösen werden wir mit der Vorstellungskraft arbeiten, im Hypno-Mentaltraining nennen wir diese Arbeit auch: Visualisieren. Das bedeutet, innere Bilder zu erleben. Manche Menschen sehen Bilder oder sogar Filme vor dem inneren Auge. Bei sehr fantasievollen Menschen werden daraus Tagträume oder Kunstwerke."
"Ich hab leider gar keine Fantasie."
"Das macht nichts. Sie sind ja nicht zu mir gekommen, weil Sie ein zweiter Picasso werden wollen. Sondern weil Sie sich entschlossen haben, Ihre Höhenangst zu bewältigen. Weil Sie wieder auf alle Gipfel hinaufkommen wollen. Die mentale Technik des Visualisierens ist genau die richtige Grundlage dafür. Sie stellen sich etwas Positives vor, spielen es mental durch, und anschließend tun Sie es einfach, im wirklichen Leben."
"Aber ich kann mir nichts vorstellen."
"Es ist Ihnen nur nicht bewusst, dass Sie sich sehr oft im Alltag etwas "vorstellen". Alles was Sie mit einer gewissen Absicht tun, haben Sie sich vorher vorgestellt, sonst kämen Sie gar nicht auf die Idee, das zu machen. Zum Beispiel, wie Sie jetzt nach Ihrem Wasserglas greifen, da haben wir es schon, Ihre Vorstellungskraft! Ohne darüber groß nachzudenken, haben Sie Durst gespürt, das Wasserglas gesehen, auf Ihre Erfahrung zurückgegriffen, dass Wassertrinken den Durst löscht, Sie haben die Muskeln in Ihrem Arm angespannt, weil Sie den Arm nach dem Glas ausstrecken müssen, um es zu erreichen, und bei alledem hatten Sie Ihr Ziel vor Augen: sich wohler zu fühlen ohne Durst."
"Das ist jetzt aber ein sehr einfacher Fall!"
"Wer sagt, dass es nicht einfach sein darf? Das ist ja grad das Geniale am Mentaltraining, dass es so einfach geht. Alle Techniken nutzen ganz natürliche, ich möchte fast sagen, gewöhnliche Vorgänge im Gehirn und im Körper, die immer schon und jeden Tag unauffällig, unbewusst in uns ablaufen. Der große Unterschied ist nur: Jetzt greifen wir in diese Abläufe bewusst und gezielt ein."
"Das wäre toll. Aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Und es macht mir ehrlich gesagt ein bissl Angst, wenn ich mir anschauen soll, was da drinnen in mir vorgeht. Wer weiß, was da alles herauskommt…"
"Danke dass Sie diese Angst gleich offen ansprechen. Das ist ein Zeichen von persönlicher Stärke, dass Sie das so äußern können.
Vielleicht fühlen Sie sich freier, wenn ich Ihnen sage, dass diese Dinge in Ihnen sowieso vorhanden sind und sich tagtäglich auf Ihr Leben auswirken. Sie leben also schon die ganze Zeit damit und halten es aus. Schlimmer kann es nicht werden. Nur viel besser!
Und was herauskommt, das zwinge nicht ich hervor, und auch nicht das Mentaltraining, sondern das bleibt immer in Ihrer eigenen Macht. Wir alle haben ja eine intelligente Selbst-Steuerung in uns, sozusagen den wahren Regisseur unseren inneren Filme und Bilder. Ihr Innerstes hat Ihnen gesagt, dass Sie wieder auf alle Gipfel hinaufkommen wollen, und dass es jetzt Zeit ist, Ihre Höhenangst wegzulassen."
"Na wenn ich das wieder könnte!!"
"Was wäre denn dann anders? Was soll denn dann sein?"
"Dann nehm ich meinen Sohn mit auf die Wildspitze, und dann führ ich ihn zum ersten Mal über diese Seilbrücke … wow! Ich glaub, dann wär ich ein anderer Mensch!"
"Sie schauen ganz glücklich aus bei dieser Vorstellung! Und Sie haben sich im Sitzen hoch aufgerichtet, und Ihre Augen glänzen. Spüren Sie, was nur schon das Reden über Ihr Ziel mit Ihrem Körper macht?"
"Ja schon! Aber ich hab seit drei Jahren dieses Problem, wenn es links und rechts runter geht, da zittern mir die Knie und ich bekomm kaum Luft, und dann muss ich umkehren."
"Muss das so bleiben? Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass wir Menschen zu allem imstande sind, was wir uns genau vorstellen können, und was wir uns aus tiefstem Herzen wünschen: Ist Ihnen die Bergtour mit Ihrem Sohn einen Versuch mit dem Visualisieren wert?"
"Ja natürlich. Machen wir das."
"Wir fangen mit ganz einfachen Vorstellungsübungen an. Sie schauen einen Gegenstand in Ruhe an, dann schließen Sie die Augen und stellen sich den Gegenstand mit allen Einzelheiten vor. Dann öffnen Sie die Augen wieder und schauen nach.
Als Nächstes werden Sie sich vorstellen, wie Ihr rechter Arm immer wärmer wird. Dazu können Sie auch die Idee von sehr warmen Handschuhen zu Hilfe nehmen. Wie sind denn Ihre allerwärmsten Handschuhe, welche Farbe haben die, können Sie sich die vorstellen?"
"Ja, rot, so dunkelrot!"
"Als Nächstes erinnern Sie sich an Ihre erste richtig lange Bergtour in der Jugend und stellen sich vor, wie Sie auf diesem Gipfel stehen…
Was ich Ihnen noch nicht gesagt habe: Die Kraft der Visualisierung wird um ein Vielfaches stärker, wenn Sie sich dabei in den sogenannten Alpha-Zustand begeben. Das ist ein ganz natürlicher Zustand, in dem die Gehirnwellen eine bestimmte, auch messbare Frequenz aufweisen. Auch das haben Sie schon oft erlebt, Sie werden den Zustand wiedererkennen. Ich werde Sie mit einfachen Körperübungen in den Alpha-Zustand führen, es beginnt damit, dass Sie sich ganz auf Ihre Atmung konzentrieren…"
Wie ist das bei Ihnen, haben Sie eine blühende Fantasie oder würden Sie sich eher als nüchtern-pragmatischen Menschen bezeichnen? Wertvoll ist beides, unsere Gesellschaft braucht Träumer und Realisten, jeder kann besondere Stärken beitragen.
Zu der Frage, ob auch "Fantasielose" hypnotisiert werden oder sogar Selbsthypnose erlernen können: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass jeder Mensch mit einem gesunden Gehirn sich etwas bildlich vorstellen kann. Wir nennen es auch "visualisieren". Wenn ich sage: "ein Baum" ... Was sehen Sie da? ... Eben, Sie stellen sich einen Baum vor, vielleicht nur die Umrisse, vielleicht auch eine Erinnerung an die Skizze im Biologie-Unterricht, oder an ein romantisches Erlebnis unter einem blühenden Apfelbaum, aber jedenfalls denken Sie an eine Art Baum, und nicht an Zahlen.
Jede Art von Hypnose (auch die Selbsthypnose) bündelt die Aufmerksamkeit, und jeder Mensch, der imstande ist sich eine gewisse Zeit lang zu konzentrieren, kann in Hypnose geführt werden oder sich in Selbsthypnose begeben.
Unsere Vorstellungskraft hilft beim Verwirklichen von persönlichen Wünschen und Zielen, denn wer ein Bild vom erwünschten Zustand in sich trägt, erkennt dazu passende Chancen und es fällt dann leichter, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Wenn Sie heute damit beginnen, sich Dinge (eine bestimmte Farbe, einen Gegenstand aus Ihrem Alltag, die Stimme / den Geruch einer Bekannten, …) aktiv und konzentriert vorzustellen und diese Fähigkeit konsequent zu trainieren, so wie man einen Muskel durch Training stärkt, dann können Sie auch Visionen entwickeln und Ihre persönlichen Ziele anvisieren und erreichen.
Um die Aufmerksamkeit zu bündeln und die Vorstellungskraft zu fokussieren, müssen unwichtige Reize vorübergehend ausgeblendet werden. Mit bewährten Entspannungstechniken koppelt man sich beim Hypno-Mentaltraining im ersten Schritt vom "Lärm" der Umgebung und der eigenen Alltagsgedanken ab. Es gibt erprobte Methoden zur Tiefenentspannung, für die man keinerlei Fantasie braucht, und sich weder "fallenlassen", noch "loslassen" muss. Manchen Menschen fällt es nämlich leichter, sich zu konzentrieren, als sich direkt zu entspannen.
Die "Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson" ist so eine bekannte und bewährte Technik zur Tiefenentspannung. Das Besondere dabei ist, dass einfach nur mit dem Körper gearbeitet wird, und zwar mit einem bewussten Anspannen und Entspannen einzelner Muskelgruppen. Bei der "Progressiven Muskelrelaxation" ist alles anatomisch nachvollziehbar, diese Methode braucht keinerlei "Glauben" oder "Esoterik", sondern sie ist handfest.
So wie jeder psychische Stress mit einer unbewussten Verkrampfung von Muskeln einhergeht, wird auch die bewusste Entspannung der Muskeln rückgemeldet ins Gehirn und beruhigt auf diesem Weg das vegetative Nervensystem und die Psyche. Mit dieser Methode können Sie den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung immer besser wahrnehmen und beeinflussen.
Hier finden Sie ein von mir eingesprochenes Audio zum Ausprobieren. Hören Sie eine Kurzfassung "Progressive Muskelrelaxation", mit der Sie rasch und wirksam entspannen. Sie werden angeleitet, sich auf bestimmte Muskelgruppen in den Armen und im Gesicht zu konzentrieren und diese nacheinander bewusst anzuspannen, die Spannung für etwa fünf Sekunden zu halten und dann beim Ausatmen loszulassen. Dabei genügt es, wenn die Anspannung normal stark ist - bitte übertreiben Sie nicht! Wichtig ist immer der Wechsel von intensiver Anspannung und Entspannung, und dass Sie die Unterschiede nach jedem Übungsschritt wahrnehmen und genießen.
Dieses Audio eignet sich hervorragend als Powernap. Wenn es Ihnen gefällt, können Sie es gern herunterladen und öfter anhören. Viel Vergnügen!